Worum geht es im Buddhismus?
Es geht darum, das wahre Selbst zu erfahren und Weisheit zu erlangen, absolute Bewusstheit hervorzubringen. Auf dem Weg dahin gilt es, eigene negative Gewohnheiten und Denkmuster zu erkennen. So genannte „Gifte des Geistes“ wie zum Beispiel Gier, Ärger, Unwissenheit aufzuspüren und umzuwandeln, um am Ende mehr Zufriedenheit, Gelassenheit und Glück zu gewinnen und selbst seinen wahren Geist zu finden. Dabei übt man, achtsam sein mit sich, den anderen und der Natur zu sein, immer wissend: Der Weg ist das Ziel. Es geht nicht darum, unbedingt und schnell zum Ziel zu kommen. Im Gegenteil: Nachsicht und Geduld führt zu mehr Gelassenheit und Frieden. Jeder hat das Potential zur Erleuchtung, solange man sich in die richtige Richtung bemüht, ist es nur eine Frage der Zeit, dieses Potential voll zur Entfaltung zu bringen.
Die so genannten „drei Juwelen“ des Buddhismus sind Buddha, Dharma und Sangha. Buddha ist kein Gott. Er ist ein Lehrer, der den Menschen auf ihren Lebenswegen hilft, alles Leiden zu überwinden. In seiner Erleuchtung hat er die absolute Wahrheit erkannt. Er hat seine persönlichen Erkenntnisse in Form einer Lebensphilosophie weitergegeben. Seine Lehren und Methoden nennt man Dharma. Sangha ist die Gemeinschaft der Mönche und Nonnen, die diese Lehren ohne Ablenkung durch das weltliche Leben umsetzen und lehren.
Über die Chan-Tradition – oder: Wer trinkt diesen Tee?
Chan ist das chinesische Wort für das bekanntere japanische Wort Zen. Um die Chan-Tradition, die eine der vielen Richtungen im Buddhismus ist, zu erklären, kann man sich beim Tee folgende Frage stellen: „Wer trinkt diesen Tee?“ Die Antwort lautet vermeintlich: „Ich natürlich!“ Damit ist die Frage aber nicht beantwortet. Sich selbst als Tee trinkenden zu erkennen, heißt noch lange nicht, sein wahres Ich zu erkennen. Im Chan-Buddhismus geht es immer um die Suche nach dem wahren Selbst. Alle bestehenden Konzepte von sich und der Welt sind dabei erst einmal nur hinderlich. Es gilt, jeden einzelnen Gedanken loszulassen, alle rationalen Theorien und verworrene Emotionen hinter sich zu lassen, sich selbst in einen Zustand zu bringen, in dem kein einziger Gedanke, kein hinderliches Gefühl aufkommt, sondern nur noch die direkte Wahrnehmung steht, eine absolute Bewusstheit. Descartes Satz: „Ich denke, also bin ich“, passt hier also nicht. Man könnte fast sagen: „Ich denke, also bin ich nicht.“ Das heißt natürlich nicht, im Nichts zu versinken! Es geht um einen Zustand der Befreiung und der absoluten Klarheit des Geistes. Der kann in der Meditation erreicht werden. Meditation ist also eine Hilfestellung, eine Übung. Sie ist weder das Ziel, noch der einzig mögliche Weg zum wahren Selbst. Chan wird in jedem Moment des Lebens praktiziert. Mit Übung ist es möglich, auch den Alltag in einem befreiten Zustand zu meistern, jeden Moment im Hier und Jetzt sehr bewusst zu erleben. Die Tee-Zeremonie ist im Chan-Buddhismus eine Achtsamkeitsschulung. Auch in den kleinsten Situationen des alltäglichen Lebens liegt die Möglichkeit zu höherer Seinserfahrung. Selbst das Trinken von Tee schult das Bewusstsein und kann absolute Hingabe an den Augenblick sein, und wenn du dabei alle wirren Gedanken loslassen kannst, kannst du dein wahres Selbst erfahren, dann kannst du die Frage: „Wer trinkt diesen Tee?“ wirklich lösen.

Fragen und Antworten
WOZU MEDITIEREN WIR?
Unser Geist ist täglich 24 Stunden aktiv, von dem Moment in dem wir aufstehen, bis nachts in den Schlaf beim Träumen. Ununterbrochen laufen Gedanken durch unseren Kopf. Im Buddhismus wird der Geist oft verglichen mit einem wilden Affen, der unkontrolliert von einem Ast zum nächsten springt. Diese Unruhe führt zu einer dauerhaften Ablenkung aufgrund derer wir unser volles Potential des Geistes nicht entfalten können. Die Meditation ist ein Werkzeug, das uns hilft, uns besser zu fokussieren, nicht länger ein Sklave unserer Emotionen und Gewohnheiten zu sein, sondern der Herr unseres Selbst.
Durch die Übung der Meditation lernen wir, unseren Geist zu beruhigen. Dies führt zu körperlicher und psychischer Entspannung und hat auch weitreichenden positiven Einfluss auf unsere Gesundheit. Weiterhin können wir uns besser konzentrieren. Wir lernen uns selbst besser kennen, erkennen unsere Gewohnheiten und können frei davon werden. Je nach Engagement in der Praxis und der Integration anderer Aspekte der buddhistischen Lehre können wir unser wahres Selbst erkennen und bedingungsloses Glück erfahren.
WARUM IST ES SO SCHWIERIG, ZU MEDITIEREN?
Wie oben erwähnt, ist der Geist gewöhnt, sich wie ein wilder Affe zu benehmen. Ständig sind wir abgelenkt von den sechs Sinneseindrücken. Jemand läuft vor dem Fenster vorbei und wir schauen automatisch hin, das Handy gibt einen Ton von sich und wir müssen sofort nachschauen, was dort für eine Message gekommen ist. Dies geht schon seit dem Moment der Geburt so. Solch eine langjährige Gewohnheit kann man nicht von einem Tag auf den anderen ändern. Wichtig ist, einfach anzufangen und sich dabei nicht auf ein bestimmtes Ergebnis zu versteifen. Es ist wie mit Sport, wenn man vorher nie gejoggt ist, ist es am Anfang sehr mühsam, man schafft nur eine kurze Strecke und muss dann wieder gehen. Aber das Wichtigste ist, es zu tun, auch fünf Minuten joggen sind besser als nichts. Mit zunehmender Übung fällt es leichter, den Geist zu konzentrieren und eine Freude stellt sich ein. Das Bemühen ist bereits die Meditation, auch wenn immer wieder viele Gedanken auftauchen. Trotzdem hat die regelmäßige Meditation bereits einen positiven Effekt, der sich langfristig auswirkt.
Weiterhin hilft die Übung der Achtsamkeit im Alltag auch dabei, die Qualität der Meditation zu vertiefen.
WAS IST KARMA?
Karma ist ein komplexer Prozess von Ursache und Wirkung. Jede physische Handlung, jedes Wort und sogar jeder einzelne Gedanke hat einen Einfluss auf die persönliche Welt, die wir uns in diesem Prozess selbst kreieren.
Dabei ist dies zunächst wertfrei. Als gutes Karma bezeichnet man das Potential, dass durch Handlungen hervorgerufen wird, das uns ein angenehmes Ergebnis bringt, schlechtes Karma ist das Potential, das uns Leiden bringt. Und natürlich gibt es viel Karma, das auch neutral ist, aber alles ist Ursache und Wirkung und wird von mir selbst hervorgerufen.
Zum Beispiel, wenn ich auf der Straße oder im Bus andere anlächle, lächeln sie häufiger zurück als wenn ich mit einem griesgrämigen Gesicht herumlaufe.
Alles, was ich erlebe, dafür trage nur ich allein die Verantwortung, niemand anders und auch nicht die Gesellschaft. Und es gibt keinen Zufall.
Wenn ich Angst habe, dass ich gleich das teure Glas fallen lasse, fällt es viel wahrscheinlicher wirklich herunter; wenn ich hingegen Vertrauen habe, gelingt mir etwas besser.
Das Ergebnis meines Gedankens kann sich innerhalb von Sekunden manifestieren, es kann aber auch Jahre dauern, das hängt von der Intensität und den Bedingungen ab.
Die Motivation spielt auch eine große Rolle, ob ich mit Absicht, aus Hass jemandem schade, aus Eigennutz oder aus Versehen hat einen Einfluss auf das Resultat.
Karma ist ein universelles Prinzip und deshalb spielt es keine Rolle, ob ich daran glaube oder davon weiß oder nicht.
Wir handeln häufig aus Gewohnheit und sind in einer bestimmten Weise sozialisiert. Das enthebt uns aber nicht unserer Verantwortung. Wir kreieren viel schlechtes Karma durch unsere Unwissenheit. Wenn wir dann Leiden oder Unangenehmes passiert, können wir es uns nicht erklären. Und so schliddern wir durchs Leben.
Wenn man mehr Einfluss auf sein Leben nehmen möchte, ist es wichtig, mehr über das Prinzip von Karma zu erlernen und aktiv positives Karma in seinem Leben zu schaffen. Jeder ist seines Glückes eigener Schmied. Dabei geht es darum, an den Ursachen anzusetzen, nicht das bereits manifestierte Resultat verändern zu wollen.
WER IST EIN MÖNCH ODER EINE NONNE?
Auf dem buddhistischen Weg gibt es verschiedenen Etappen. Der interessierte Praktizierende nimmt zuerst offiziell die drei Zufluchten zu Buddha, Dharma und Sangha in einer Zeremonie, als ein Ausdruck der Entschlossenheit, den Weg zu üben. In dieser Zeremonie erhält man auch einen Dharma Namen. Der nächste Schritt wäre, sich zu entschließen, den von Buddha empfohlenen ethischen Kodex zu folgen, man bekommt dann die 5 Silas, auch genannt 5 Richtlinien oder Laiengelübde, in einer Zeremonie übertragen. Nun ist man ein offizieller Laienbuddhist, genannt Upasaka/Upasika.
Diese 5 Silas stellen die Grundlage für alle weiterfolgenden Gelübde dar. Für Laienbuddhisten gibt es dann noch die Möglichkeit, die Bodhisattva Gelübde zu nehmen. Hier gibt es verschiedene Zusammensetzungen von Gelübden aus unterschiedlichen Sutren. Laienbuddhisten können auch die 8 Gelübde für 24 Stunden annehmen, wodurch sie für diese Zeit ein Leben wie ein Mönch führen, jedoch Laien sind.
Für diejenigen, die ihre gesamte Zeit und Energie dem buddhistischen Weg widmen wollen und die Ablenkungen des Lebens so weit wie möglich reduzieren wollen, gibt es die Option, Mönch oder Nonne zu werden. Dies ist ein großer Einschnitt in das Leben des einzelnen und geht mit großen Veränderungen einher. In der Regel tritt der Betreffende in eine Klostergemeinschaft ein, die, je nach Tradition, unterschiedliche Aufnahmebedingungen hat. Allen gemeinsam ist allerdings die rechte Motivation, nach Erleuchtung zu streben und dafür sein ganzes Leben einzusetzen. Der Betreffende empfängt dann von seinem Lehrer die Novizenordination, das sind 10 Gelübde, wovon das entscheidende das Zölibat ist. Gleichzeitig wird ihm der Kopf geschoren und er bekommt Roben und andere monastische Kleidung, die er von nun an täglich und in allen Lebenssituationen trägt. Das Kloster weist den Novizen, auch genannt Sramanera/Sramanerika nun in die Etikette für Ordinierte und die Klosterregeln ein. Nach einer Zeit des Trainings nimmt der Novize in den meisten Fällen die volle Ordination, empfängt 250 bzw 348 Gelübde und ist nun Bhiksu(Bhikkhu)/ Bhiksuni(Bhikkhuni). Im Mahayana werden in der Zeremonie auch noch die 58 Bodhisattva Gelübde übertragen, deshalb nennt sich die Zeremonie „Dreifache Ordinationszeremonie“. Im chinesischen Buddhismus bekommt man im Rahmen der Bodhisattva Ordination dann die Tätowierung von drei Punkten auf den Kopf.
Die Gelübde können jederzeit zurückgegeben werden und die Person tritt damit zurück ins Laienleben.
Ein Mönch oder eine Nonne lebt nach den Gelübden, auch wenn er nach einiger Zeit des Trainings die klösterliche Gemeinschaft verlässt und allein als Dharmalehrer/in agiert oder in Zurückgezogenheit lebt. Das Leben eines Mönchs oder einer Nonne unterscheidet sich grundlegend in vielen Bereichen von Laienbuddhisten. Ein Praktizierender ist entweder Mönch, Nonne oder Laienbuddhist, es gibt nicht den Begriff des „Laienmönchs“ oder „Laiennonne“.
Im Westen gibt es aufgrund von der geringen Anzahl von Klöstern, die Ausnahmesitutation, dass einige Mönche und Nonnen direkt nach ihrer Ordination allein leben.
Mönche und Nonnen sind ab dem Zeitpunkt ihrer Ordination nicht mehr nur für ihr eigenes Handeln verantwortlich, sondern sind offizielle Vertreter des Sangha Juwels, aller Ordinierten der Vergangenheit bis in die Zukunft, sie sind offizielle Vertreter der buddhistischen Lehre. Für den richtigen Umgang miteinander ist es wichtig, Klarheit darüber zu haben, ob jemand offiziell als Mönch oder Nonne ordiniert wurde.
