Respekt
Respekt ist eine wichtige Tugend und eine positive Qualität des Geistes, die nicht nur für das harmonische Zusammenleben einer Gesellschaft unerlässlich ist, sondern auch auf dem buddhistischen Weg eine wichtige Rolle spielt.
Respekt ist auf Anerkennung und Bewunderung beruhende Achtung. Er beinhaltet auch Ehrfurcht und Ehrerbietung.
Respekt hat zwei verschiedenen Aspekte, erstens einen horizontalen: Er zeigt sich in der Toleranz und Anerkennung gegenüber allen Menschen, um präziser zu sein, gegenüber allen fühlenden Wesen.
Im Buddhismus wissen wir, dass alle fühlenden Wesen (Menschen, Tiere und andere) die Buddha-Natur haben, das Potential zur vollständigen Erleuchtung haben. Das ist unser aller kostbarstes Gut. In diesem Sinne sind alle Wesen gleichwertig und sollten respektiert und geachtet werden. Wir sind allen gegenüber höflich und zuvorkommend.
Ferner möchte jedes Wesen glücklich leben. Unser Respekt drückt sich auch dadurch aus, dass wir keinem Wesen bewusst schaden. Ferner schließt das auch mit ein, das Eigentum anderer und der Gemeinschaft zu achten. Wenn beispielsweise U-Bahnen oder Hauswände besprüht werden, ist das respektlos gegenüber anderen.
Es gibt zweitens einen vertikalen Aspekt, den wir auch nicht außer Acht lassen sollten. In der Gesellschaft übernimmt jeder eine andere Rolle und es existiert eine Hierarchie.
Zum Beispiel wäre da die Hierarchie des Alters. Es gibt Menschen, die früher geboren und Menschen, die später geboren wurden. Es gibt eine Hierarchie gemäß bestimmten Positionen in Bezug auf unser persönliches Leben und die Gesellschaft. Diese Hierarchie stellt nicht die oben erwähnte Gleichwertigkeit aller Wesen in Frage. Trotzdem gibt es auf der relativen Ebene Unterschiede, die nicht geleugnet werden können.
Respekt als Gegenmittel gegen Stolz
In der buddhistischen Praxis spielt der Respekt auch auf eine andere Weise eine ganz besondere Rolle. Respekt ist das Gegengift gegen Stolz und Arroganz. Es ist der Stolz, der uns an der Erleuchtung hindert, denn er ist neben Gier, Ärger, Unwissenheit, Zweifel und falschen Ansichten eines der sechs Gifte unseres Geistes.
Ein Geist, erfüllt von Stolz, ist verschlossen und kann das Dharma nicht empfangen. Auch im Alltag kann Stolz zu vielen Hindernissen führen. Arrogante Menschen werden von anderen gemieden und ihre guten Fähigkeiten können keinen Ausdruck finden. Arroganz ist auch eine Art von Unwissenheit.
Verehrung
Im Garava Sutta, der Lehre der Verehrung, sagt der Buddha (zusammengefasst): Ohne Verehrung zu leben, heißt unglücklich zu sein. Wenn ich Schüler eines anderen Brahmanen oder Wandermönchs wäre, dann geschehe dies, um Tugend, meditative Konzentration, Erkenntnis, Befreiung, Weisheit und Schauung zu vermehren. Doch in dieser ganzen Welt sehe ich niemanden, dessen Schüler ich sein könnte, zu dem ich aufschauen könnte und dem ich gehorchen könnte.
Brahma Sahampati sprach zu ihm: Auch jene, die in der Vergangenheit vollkommen Erwachte waren, weilten als Schüler des Dharma selbst und verehrten es.
Dieses Sutra betont die Bedeutung von Respekt und Verehrung. Selbst Buddha verehrt etwas, nämlich das Dharma. Die noch nicht erleuchteten Wesen wie wir sollten umso mehr einen Lehrer und die Drei Juwelen verehren, um glücklich zu sein.
Die Drei Juwelen
Im Buddhismus zeigen wir unseren Respekt gegenüber den Drei Juwelen (Buddha, Dharma und Sangha), sowie unseren spirituellen Lehrern.
Respekt vor Buddha
- Buddhastatuen sollten an einem sauberen, ordentlichen Platz stehen, etwa schulter- oder tischhoch, nie auf dem Boden.
- Statuen sind keine Dekorationsobjekte und sollten respektvoll behandelt werden.
- Statuen oder Bilder gehören nicht in Badezimmer oder WC; im Schlafzimmer sollten sie abgedeckt werden.
- Keine Alltagsobjekte mit Buddha-Verzierung wie Fußmatten oder Klodeckel verwenden.
- Buddha-Motive nicht tätowieren.
- Der Altar sollte immer sauber gehalten werden.
- Die Meditationshalle muss sauber und ordentlich sein.
- Beim Kreuzen des Altars den Kopf leicht neigen.
- Folgende Dinge werden offeriert: Räucherstäbchen, Lampen, Blumen, Wasser, Obst, zubereitetes Essen.
- Offeriertes sollte frisch und unbenutzt sein.
- Nichts vom Fußboden offerieren.
- Dinge vom Altar nicht wieder zurückstellen.
- Beim Betreten eines Tempels Buddha zuerst mit Verbeugung begrüßen.
- Vor der Meditation einmal zur Statue verbeugen.
- Keine Zärtlichkeiten oder Entkleidung vor Buddha.
- In der Meditationshalle schweigen.
- Niemals die Füße in Richtung Buddha strecken.
- Angemessene Kleidung, die Schultern und Knie bedeckt.
Respekt vor dem Dharma
- Dharmabücher sauber und oberhalb anderer Bücher lagern.
- Saubere Hände beim Lesen, Bücher auf sauberen Tisch legen.
- Gerade sitzen, aufmerksam lesen, nicht essen oder trinken.
- Beim Hören von Audiovorträgen achtsam zuhören.
- Dharmabücher nie auf den Boden legen, sauber behandeln, keine Eselsohren.
- Während Dharmavorträgen aufmerksam bleiben, nicht stören.
- Dharmainstrumente nur für spirituelle Zwecke nutzen.
Respekt vor der Sangha
- Ordinierten stets höflich begegnen.
- Beim Betreten aufstehen und begrüßen.
- Mit respektvoller Anrede ansprechen (Ehrwürdige/r, Shifu, Ajahn usw.).
- Weltliche Freundschaftsformen meiden.
- Privaträume der Ordinierten nicht betreten.
- Ordinierten zuerst servieren und bedienen.
- Sie beim Gehen durch Türen vorlassen.
- Spenden respektvoll mit beiden Händen überreichen.
- Aufmerksamkeit im Tempel üben und Hilfe anbieten.
- Höfliche Gespräche, keine Streitgespräche oder Spott.
- Keine weltlichen Witze oder provokanten Gesten.
- Auf diskrete Sitzordnung achten.
- Pünktlich zu Terminen erscheinen.
- Kein Lästern über Ordinierte.
- Stehend willkommen heißen und verabschieden.
- Füße nicht in Richtung eines Ordinierten ausstrecken.
Respekt gegenüber anderen Praktizierenden
- Wenn jemand sich niederwirft, geh hinter, nicht vor dieser Person vorbei.
- Bewerte die Praxis anderer nicht, vergleiche dich nicht.
Die Niederwerfung
Zu Buddhas Zeiten galt die Niederwerfung als höchste Form der Respekterweisung. Sie symbolisiert, dass wir unser Ego überwinden und unsere höchste Wertschätzung durch Demut ausdrücken.
Auflösung karmischer Hindernisse
„Ein Prozent Respekt löst ein Prozent karmische Hindernisse auf.“
Respekt mindert Stolz und klärt das Ego. Die Praxis von Respekt vor den Drei Juwelen reduziert karmische Belastungen und reinigt den Geist.
Abschluss
Respekt ist ein grundlegender Bestandteil der buddhistischen Praxis. Ein respektvoller Geist ist offen, freudvoll und führt mit Klarheit auf den Weg zur Erleuchtung.
Hinweise zum Umgang mit Dharmabüchern
- Bitte bewahre das Buch an einem sauberen, ordentlichen Platz auf.
- Bitte lege das Buch nicht auf den Fußboden.
- Bitte knicke die Ecken des Buches nicht oder lege es aufgeschlagen nach unten.
- Wenn du es ausgelesen hast, gib es an andere weiter, statt es wegzuwerfen.
